Sonntag, 2. November 2008

Wir geben Hellas Kagran nicht kampflos auf!


Wir wollen Fussball spielen – aber wir halten Graf nicht für einen geeigneten Präsidenten!

Liebe Mitspielerinnen und Mitspieler bei Hellas Kagran,

in den letzten Tagen hat es einiges an Diskussionen in Bezug auf den Präsidenten von Hellas Kagran, Martin Graf, gegeben. Gegen uns wurde – offensichtlich wegen unserer Kritik gegenüber Vereinspräsident Graf, eine Suspendierung vom Verein ausgesprochen. Wir fragen uns, wohin Hellas Kagran geht, wenn es nicht möglich ist, seine Meinung zu sagen…

Uns ist klar, dass nicht für alle nachvollziehbar ist, woher unsere Ablehnung von Martin Graf kommt. Wir möchten daher im Folgenden einige Punkte zusammenfassen, die erklären, warum wir der Ansicht sind, das Martin Graf kein geeigneter Präsident für Hellas Kagran ist. Wir möchten daher jedem Mitspieler und jeder Mitspielerin bzw. jedem Hellas Kagran Mitglied anbieten, darüber mit uns zu diskutieren.

Wir wollen Fussball spielen. Als uns gesagt wurde, dass dem Co-Trainer seitens der Vereinsführung angedroht wurde, das Frauenteam unter Umständen aufzulösen, waren wir schockiert. Warum soll Frauen die Möglichkeit genommen werden, zu spielen? Nur weil man Graf nicht kritisieren darf?

Angesichts der Tatsache, dass unsere Kritik mit Suspendierung beantwortet wurde verstehen wir, wenn Menschen sich Sorgen über das Klima und die Zukunft im Verein machen. Wir freuen uns, wenn Ihr euch bei uns meldet und versichern Euch, dass wir keine Namen von Kritikerinnen und Kritikern an den Vereinsvorstand weiterleiten werden.

Margarita Döller, Lucia Döller, Irene Müller

Gründe, warum wir Martin Graf als Präsident für ungeeignet halten:

1) Martin Graf missbraucht Hellas Kagran für seine politischen Zwecke
Manche meinen, Politik hat im Sport nichts zu suchen. Martin Graf hat bewiesen, dass sich beides nicht trennen lässt. Im Gegenteil missbraucht Martin Graf Hellas Kagran für seine politischen Zwecke. Am 12. September fand während des Trainingsbetriebes eine als „Spannferkelessen des RFJ (= Ring Freiheitlicher Jugend, Jugendorganisation der FPÖ) getarnte Wahlveranstaltung der FPÖ statt (nachzulesen in der FPÖ-Zeitung „Neue Freie Zeitung“ vom 18.9.08, Seite 18). Daran nahmen bekannte Rechtsextreme sowie auch Martin Graf teil.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass diese FPÖ-Wahlveranstaltung zu großen Problemen für den Verein führen könnte, da in manchen Pachtverträgen (wie Hellas einen hat), parteipolitische Veranstaltungen untersagt sind.
Neben Martin Graf und Werner Hammer (2. Präsident), die beide Funktionäre der FPÖ sind, ist nach eigenen Angaben auch H.C. Strache „Ehrenmitglied“ des Vereins. Dadurch rücken sie den Verein in der Öffentlichkeit in die Nähe der FPÖ. Wir finden, das schadet unserem Verein.

2) Martin Graf ist hoher Funktionär der FPÖ und einer rechtsextremen Burschenschaft
Martin Graf ist Funktionär der FPÖ und Mitglied in der rechtsextremen Burschenschaft „Olympia“. Das ist leider nicht egal, sondern beeinflusst seine Tätigkeiten auch als Präsident von Hellas Kagran.
Die FPÖ ist in den letzten Jahren mit ihrer immer aggressiveren Hetze gegen Menschen mit Migrationshintergrund aufgefallen. Bei Hellas Kagran spielen viele Menschen die nicht in Österreich geboren wurden, bzw. deren Eltern nicht aus Österreich stammen.
Außerdem ist Martin Graf Mitglied bei der rechtsextremen Burschenschaft „Olympia“. Dies ist laut Graf ein „Lebensbund“ – beeinflusst also seine Meinung und seine Handlungen maßgeblich. Martin Graf ist nicht irgendein Mitglied der Olympia, sondern mitverantwortlich für die Verbandszeitschrift „Der Olympe“. Im „Olympen“ ist die Rede von „Ausländerflut“ und einer „drohenden Überfremdung“. Rassismus wird dort als „natürlicher Abwehrwille der Bevölkerung“ erklärt. Die Olympia betrauert die Befreiung von der NS-Herrschaft 1945 als „totale Niederlage“. Graf selbst meint z.B. dass sich „das deutsche Volkstum in Europa frei entfalten können muss“. Den in Italien wegen seiner terroristischen Tätigkeit zu lebenslanger Haft verurteilten Norbert Burger hat Graf nach eigenen Aussagen „immer geschätzt“.

3) Martin Graf distanziert sich nicht von Sexismus und vertritt ein vorsintflutliches Frauenbild
Als Martin Graf – unseres Wissens nach zum ersten Mal – bei einem Spiel unserer Frauenmannschaft zusah, war er in Begleitung einiger junger Männer, die unsere Spielerinnen, sowie auch jene der gegnerischen Mannschaft sexistisch verhöhnten. Wir haben kein Problem mit „deftigen“ Sprüchen am Platz, aber wir haben was gegen Sexismus. Sie meinten u.a. „das sind ja alles gar keine richtigen Frauen“, „alles „Emanzen“ und eine Spielerin wurde als „Turm“ bezeichnet. Graf fand es offensichtlich nicht nötig, das zu stoppen, oder auch nur was dagegen zu sagen. Was auch kein Wunder ist. Die Olympia hat ein Frauenbild, das fußballspielende Frauen nicht vorsieht („Bist du häßlich, fett, krank oder fremd im Lande, oder hast du eine Freundin, die weder schön noch still ist, dann bleib lieber zu Hause" – aus einem Werbeflugblatt der Olympia). Graf selbst hat die FPÖ-Abgeordnete Barbara Rosenkranz (Mutter von 10 Kindern) als Vorbild für alle Frauen gepriesen (was wohl fussballspielen praktisch unmöglich macht).
Ob jemand mit so einem Frauenbild gut für unsere Frauenmannschaft ist, ist fraglich…

4) Martin Graf sorgt für schlechte Stimmung im Verein
Seit seinem Amtsantritt gab es eine Reihe von Wechseln bei den Tainern. Das hat teilweise für hitzige Diskussionen gesorgt und es gab auch viele, die mit einigem nicht einverstanden waren bzw. sind. Wir haben das Gefühl, dass hier über die Köpfe der Spielerinnen und Spieler hinweg vorgegangen worden ist und wir – falls überhaupt – erst im Nachhinein informiert worden sind. Das hat oft für schlechte Stimmung gesorgt. Einige Vereinsmitarbeiterinnen und Mitarbeiter bzw. einige Spielerinnen und Spieler haben sich darauf bereits aus dem Verein zurückgezogen. Dass sich viele nicht trauen ihre Kritik offen anzusprechen sagt auch etwas über das Klima aus.
In seinen bisherigen Tätigkeiten war Martin Graf für radikales „Umfärben“ bekannt (also dafür, dass er Beschäftigte durch andere, ihm politisch nahe stehende ersetzte). Wir befürchten, dass er das bei Hellas auch vor hat.

5) Martin Graf informiert die Vereinsmitglieder nicht
Laut Homepage von Hellas Kagran sind wir Mitglied beim ASKÖ. Tatsache ist allerdings, dass Hellas Kagran mit 5.5.2008 aus dem ASKÖ ausgetreten ist. Wir können uns nicht erinnern, dass wir dazu gefragt, oder auch nur darüber informiert worden wären. Der ASKÖ stellt seinen Mitgliedern Unterstützung bei Bussen, Dressen, Seminarräumen und Trainingsmöglichkeiten zur Verfügung – warum sollen wir auf das alles in Zukunft verzichten?
Auch über sonstige Belange des Vereins werden wir nicht oder kaum informiert. Als Argument für Martin Graf als Präsident wird oft angeführt, er hätte unsere Finanzen saniert. Da es dazu aber keine Informationen gibt, wissen wir nicht, ob das stimmt. Nur weil der alte Präsident ein schlechter war, ist das aus unserer Sicht kein Argument für Martin Graf.

Wir wollen Fußball spielen. Wir wollen das gemeinsam mit Mitspielerinnen und Mitspielern machen, die aus Österreich UND aus anderen Ländern kommen. Wir wollen weder Rassismus noch Sexismus am Platz. Und wir wollen uns nicht für FPÖ-Politik vereinnahmen lassen. Deswegen wollen wir Martin Graf nicht als Präsident.

1 Kommentar:

  1. Hallo,
    alles gute für euch! Wir haben einen kleinen Text dazu auf usnerer Website veröffentlicht. Beste grüße nach wien
    nicole

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